#63 Reisen bildet auch den Dümmsten
Als ich die Aula betrete, sitzen die 14 Schüler*innen gerade alle in einem großen Kreis. “Wer will die zwei Nerventötenden sein?”, fragt Sylvia, eine der drei Projektleiter*innen. “Ich!”, rufen ein Junge und ein Mädchen fast gleichzeitig. Beide kichern. “Super, dann hat jetzt jeder eine Rolle, oder? Außer natürlich die beiden, die lieber das Bühnenbild machen wollen.”
Das Stück Reisen bildet auch den Dümmsten von Hans Georg Kraus handelt von einer Schülergruppe, die sich auf dem Weg nach Paris die ganze Zeit verfährt – bis sich schließlich herausstellt, dass sie schon am Ziel ist. Sylvia, Sérgio und Franziska (alle 12. Klasse) leiten das Projekt. “Wir wollen uns schon relativ stark an das Originalstück halten, nur ein paar Figuren kommen noch hinzu”, sagt Franziska.
Die Gruppe, die fast ausschließlich aus Siebt- und Achtklässlern besteht, wird geteilt. Die “nervigen Kinder” haben im Originalstück keinen Text, daher fügen sie nun selbst ihre Sätze ein. Alle anderen lesen das Stück einmal laut.
Dann findet der erste Durchlauf statt. Alle stellen Stühle auf die Bühne, um den Bus darzustellen, quatschen und kichern. “Und noch mal für alle, ihr müsst nicht jedes Wort genau so lesen, wie es da steht!”, ruft Projektleiter Sérgio über das Gebrabbel. “Also wenn es heißt ‘Ich glaub doch’, könnt ihr auch ‘Ich glaub schon’ sagen!”
Dann geht es los. „Ich wette, in Paris gibt’s nicht mal W-LAN! Buuuuuhh!“, ruft Anton und wirft ein Papierknäul nach vorne. „Ruhe bitte, ich muss mich konzentrieren. Ich kenne mich hier nämlich nicht aus.,“ sagt der “Fahrer”, der ganz vorne sitzt und an einem imaginären Lenkrad dreht. „Herr Kaiser, könnten Sie zu mir kommen und mir den Weg erklären?“ “Oh, ich sitze aber schon neben dir”, sagt Leo. “Dann stehst du vorher hinten und kommst dann nach vorne.“ Der Durchgang wird ansonsten mit nur sehr wenigen Unterbrechungen durchgezogen. Als es geschafft ist, ruft jemand “Juhu”. Vorsichtiges Klatschen.
“Wir wollten nicht so viel auswendig lernen”
Leo hat uns die Stückauswahl verraten – und, wie ihm das Projekt bisher gefällt.
qurt.: Leo, wie habt ihr euer Stück ausgewählt und was spielst du für eine Rolle?
Leo: Die Projektleiter haben zwei Stücke mitgebracht, von denen wir uns eins aussuchen konnten. Das eine geht 12 min und das andere 28, und wir haben das kürzere genommen, weil wir sonst so viel auswendig lernen müssten und auch nicht so viel Zeit haben. Ich bin der Reiseleiter, der Chef sozusagen, der die Fahrt organisiert hat.
Jetzt hast du schon eineinhalb Tage hinter dir – wie findest du dein Projekt bisher?
Also ich find’s echt cool, auch gestern haben wir viele Spiele gespielt und improvisiert. Mir macht’s Spaß!
Wir machen das gerade in KREA