Deutscher Luxus auf Kosten anderer | National Overshoot Day
Der Overshoot Day, zu Deutsch auch Erdüberlastungstag, gibt jährlich den Tag an, ab dem die Menschen mehr Ressourcen verbraucht und Emissionen ausgestoßen haben, als die Erde in einem Jahr reproduzieren beziehungsweise abbauen kann.
Dieser Tag ist für Deutschland in diesem Jahr der 3. Mai. Ab heute stehlen wir sämtliche Ressourcen von Menschen anderer, klimafreundlicherer Nationen und kommender Generation. Würde jeder Mensch den Luxus eines so großen ökologischen Fußabdrucks in Anspruch nehmen, wie wir es in Deutschland tun, würden wir eine Fläche von drei komplette Erden verfügen müssen. Damit belegt die Bundesrepublik den 8. Platz im internationalen Ranking.
Aber das lässt sich ändern. Würden wir unsere Lbensmittelabfälle halbieren, ließe sich der Overshoot-Day um 11 Tage nach hinten verschieben. Die Verminderung des CO2-Ausstoßes um 50 % würde eine Aufschiebung um ganze 89 Tage zur Folge haben.
Achtung: im Folgenden ist vom internationalen Overshoot Day die Reden, wenn nicht expliziet anders.
Von Jahr zu Jahr steigt unser Verbrauch an natürlichen Ressourcen, nicht zuletzt wegen höher-schneller-besser-Mentalität der Industriestaaten. Das führt dazu, dass der Overshoot Day jährlich früher erreicht wird. Noch im Jahr 1961 ließ die globale jährliche Ressourceninanspruchnahme Reserven übrig. 1990 wurde der 7. Dezember als globaler Erdüberlastungstag errechnet, jedoch fiel dieser nur ein Jahrzehnt später, 2000, schon auf den 1. November. Für das Jahr 2010 wurde als Beginn der von der Menschheit aufgenommenen Ökoschulden der 21. August errechnet. Bis zum Jahr 2018 rückte der weltweite Erdüberlastungstag bis zum 1. August vor. 2018 lag der deutsche Overshoot Day auf dem 2. Mai, wetterbedingt einen Tag früher als in diesem Jahr.
Im internationalen Vergleich zeigen sich gravierende Unterschiede. Am frühsten Leben die Industrienationen auf Pump. Ausnahmen bilden Russland, Australien und die skandinavischen Nationen. Die Anzahl der Länder, die noch keine Ökoschulden aufnehmen mussten reduziert sich stätig. Die derzeit größten Reserven haben Brasilien, Bolivien, Paraguay, die Zentralafrikanische Republik, der Kongo, Madagaskar und Finnland (Stand April 2019). Die Staaten, die die Grenzen 2018 als erste überschritten hatten, waren Katar am 9. Februar, Luxemburg zehn Tage später, am 4. März die Vereinigte Arabische Emirate, am 15. März die USA und drei Tage später Kanada. Deutschland kam an 16. Stelle. Um den Verbrauch an Ressourcen und den Ausstoß an Emissionen von 2018 auf lange Zeit beibehalten zu können, benötigten wir gut 1,7 Erden. Deutschland liegt als Industrienation deutlich über dem Durchschnitt.
Deinen ganz persönlichen Overshoot Day und den Bedarf an Erden, wenn jeder so leben würde wie du, kannst du hier berechnen: www.footprintcalculator.org/ .
Zum Selberdenken:
“Die Ölvorräte reichen noch 40 Jahre. Diese Nachricht erreicht Verbraucher bereits seit dem Ende der 1980er-Jahre in regelmäßigen Abständen. Dahinter steckt die „statische Reichweite“. Eine Annäherung an die Kenngröße relativiert ihre Aussagekraft: Sie ist nicht das, was sie vorgibt zu sein: ein verlässlicher Orientierungswert dafür, wie lange das Öl noch reicht. Sie verrät aber viel über den Selbsterhaltungstrieb der Ölindustrie.”
(https://www.focus.de/wissen/klima/tid-14230/energie-mythen-mythos-das-oel-reicht-noch-40-jahre_aid_398164.html)