Weniger Lohn für die gleiche Arbeit?
Zuletzt bin ich in verschiedenen Unterrichtsfächern wiederholt mit der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen im Beruf, konfrontiert worden. Demnach beträgt in Deutschland die durchschnittliche Lohndifferenz rund 21%. Das war übrigens auch Wahlkampfthema der SPD und weiterer Parteien, die zur Bundestagswahl 2017 antraten.
Die Frage, die sich dabei alle stellen ist, warum das denn so ist. Warum bekommen Frauen im Schnitt für die gleiche Arbeit weniger Geld???
Nun, Frauen, solange sie nicht unfruchtbar oder Ähnliches sind, können potenziell Kinder gebären.
Sicherlich sind die Faktoren vielseitig und die Differenzen verschieben sich ja auch prozentual, abhängig von Qualifikation und Branche. Dennoch wurde mir beim reflektieren über verschiedenste Artikel, die diese Thematik aufgreifen, zunehmend, zumindest eine von vielen möglichen Ursachen klarer.
Nun, Frauen, solange sie nicht unfruchtbar oder Ähnliches sind, können potenziell Kinder gebären. Während der letzten Schwangerschaftsmonate und im Regelfall auch einige Zeit nach der Entbindung, bleibt die Frau ihrer beruflichen Tätigkeit fern. Für den oder die kalkulistische/n Unternehmer/in bedeutet dies doch faktisch nichts anderes als verlorene Arbeitskraft. Wenn man dies nun für lediglich eine Schwangerschaft hochrechnet, davon ausgehend, dass die Frau ein Jahr in Mutterschaftsurlaub geht, dann reden wir von einem Verlust von 1760 Arbeitsstunden (Bei Vollzeitbeschäftigung, 40 Stunden-Woche, 11 Monate im Jahr). Naja und um diesen Verlust irgendwie auszugleichen bekommt Frau halt einfach gleich grundsätzlich weniger am Ende des Monats.
Nicht zu vergessen ist natürlich daneben auch noch die Tatsache, dass eben wegen der Kinder, viele Frauen heutzutage in Teilzeit arbeiten, und deshalb zwangsläufig von vornherein weniger verdienen.
Es ist auch mit 5,5 % eine Sauerei. Aber die Ansatzpunkte sind nur zum Teil frauenspezifisch und deshalb sollte man sich hütten sie nur darauf zu verengen. Es geht um allgemeine soziale Fragen, die Frauen in der Praxis mehr treffen als Männer.
Upps, es muss natürlich “hüten” und nicht “hütten” heißen. 🙁
Auf jeden Fall ein wichtiges Thema. (Leider.) Danke dafür.
Und mich würde auch interessieren, was du denkst, Elias 🙂
Eine riesengroße, nicht zu rechtfertigende Ungerechtigkeit. In welchem Jahr leben wir denn? 2018?! Peinlich.
Island hat’s vorgemacht: Dort müssen nun alle Unternehmen mit mindestens 25 Mitarbeiter*innen alle drei Jahre vorweisen, dass sie ihre Mitarbeiter*innen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Nationalität bezahlen. (http://www.spiegel.de/karriere/island-gesetz-fuer-mehr-lohngleichheit-von-frauen-und-maennern-a-1186157.html , https://editionf.com/Island-setzt-Gesetz-zur-Lohngerechtigkeit-durch)
“‘Nun müssen die Firmen beweisen, dass sie gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit zahlen’, sagt Maríanna Traustadóttir vom isländischen Gewerkschaftsbund. Entscheidend sei dabei der Begriff der Gleichwertigkeit: ‘Das heißt zum Beispiel, dass Kindergärtnerinnen nicht weniger verdienen dürfen als ein Chauffeur, der bei der gleichen Gemeinde angestellt ist und der mit dem Lastwagen Sand bringt für den Spielplatz.’ Nach der Neuregelung müssen jetzt die Dauer der Ausbildung und die Qualifikation verglichen werden, ‘sodass klassische Frauenberufe grundsätzlich bessergestellt werden’, sagt Traustadóttir. Nur so könne wirkliche Lohngleichheit erreicht werden.” (http://www.spiegel.de/karriere/island-gesetz-fuer-mehr-lohngleichheit-von-frauen-und-maennern-a-1186157.html)
Dieser Kommentar ist ja schon fast ein eigener Artikel
21% sind der sogenannte Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Das ist der durchschnittlichen Bruttostundenlohn von angestellten Männern und Frauen. Dabei fassen sie alle Arbeitnehmer zusammen, unabhängig von Beruf, Alter und Qualifikation. Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern und einige Branchen wie der öffentliche Dienst oder das Militär werden ausgenommen. Was sich aus diesen Werten nicht herauslesen lässt: Männer und Frauen üben nicht zu gleichen Teilen die gleichen Tätigkeiten aus. Es gibt sogenannten „strukturellen Unterschiede“ in der Statistik. Typische Frauenberufe sind meist im Bereich Pflege, Erziehung und Soziales angesiedelt – und genau diese Tätigkeiten werden viel zu gering entlohnt.
Das Statistische Bundesamt ist sich der genannten Probleme bei der Berechnung des Gender Pay Gap bewusst und errechnen sporadisch auch einen bereinigten Wert. Dieser betrug im Jahr 2014 etwa sechs Prozent.
Es ist also eine strukturelle „Sauerei“! Wichtige frauentypische Berufe werden, wie viele andere Berufssparten, einfach zu schlecht entlohnt.
Aber den Eindruck zu erwecken, dass im Regelfall Frauen bei exakt gleicher Tätigkeit 21 % weniger bekommen, ist schlicht falsch.
Ja, aber trotzdem werden Frauen häufig für exakt dieselbe Tätigkeit schlechter bezahlt. Ja, dieser Wert liegt nicht bei durchschnittlich 21, sondern 2016 bei 5,5 Prozent – aber auch das ist aber immer noch (zu) hoch und ungerecht! (http://www.zeit.de/karriere/2016-03/gender-pay-gap-frauen-maenner-gehalt-unterschiede-studie)
Ersteres ist natürlich ebenfalls ein sehr wichtiger Aspekt.
Genauso wie der Punkt, dass häufig der Anteil der männlichen* und weiblichen* Absolventen eines Studiengangs – wie beispielsweise Filmregie – in etwa gleich ist, der Arbeitsmarkt jedoch von Männern dominiert wird.
Richtig 21% ist ein durchschnittlicher Wert, der das existierende Lohngefälle in Deutschland insgesamt darstellt (eingenommen dabei Führungskräfte, technische Berufe, akademische Berufe, Dienstleistungsberufe usw.).
Keineswegs bestand zu irgendeinem Zeitpunkt die Intention meinerseits darin, zu suggerieren, dass weibliche Beschäftigte grundsätzlich 21% weniger als deren männliche Kollegen verdienten.
Vielmehr geht es mir persönlich darum, dass Männer und Frauen bei exakt gleicher Beschäftigung im selben Unternehmen, unterschiedlich entlohnt werden ohne, dass hierfür ein direkt ersichtlicher Grund existierte.
Dass unterschiedliche Berufsbranchen unterschiedlich entlohnt werden ist eine, in unserem Wirtschaftssystem, unvermeidbare Tatsache.
Natürlich ist es mindestens genauso wichtig in den überwiegend von Frauen ausgeübten Berufen für eine höhere Vergütung zu kämpfen.
Das fundamentale Problem konzentriert sich meiner Meinung nach jedoch nicht auf die unterschiedliche Bezahlung zwischen den domänenspezifischen Berufen, sondern auf die ungleiche Bezahlung im Allgemeinen.
“Dass unterschiedliche Berufsbranchen unterschiedlich entlohnt werden ist eine, in unserem Wirtschaftssystem, unvermeidbare Tatsache.” Nein, das ist es nicht, überhaupt nicht! Zumindest nicht, dass die Unterschiede so gravierend sind. Es ist eine Schweinerei, dass Altenpfleger*innen, Kindergärtner*innen, Pfleger*innen von behinderten Menschen, allgemein sehr viele soziale Berufe so schlecht entlohnt werden, obwohl das wirklich harte Arbeit ist – körperlich, sowie oft auch psychisch! Während beispielsweise einige Manager, Unternehmer*innen usw. teilweise Summen verdienen, die kein Mensch zum Leben braucht. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Genau das ist ein zentrales Problem, gegen das vorgegangen werden muss! Island hat vorgemacht, wie – siehe das Zitat, das ich weiter oben bereits angefügt habe.