Tag 2 bei #81 Vielfältiges Afrika

Dienstag 09:00Uhr:

Voller Erwartungen steckend und gespannt auf den Input des heutigen Gast-Referenten von Engagement Global stehe ich vor dem Raum 1210, doch die Tür bleibt verschlossen. Was ist denn nun? Projektgruppe vom Erdboden verschluckt? Wiederholte Lautsprecheransage durch Herrn Radzioch zeigt ebenfalls keine Wirkung?

Alles halb so wild. Für den heutigen Tag war der Beginn des Projektes für 10Uhr angesetzt worden.

“Lawrence Nana Yaw Oduro-Sarpong”

Lawrence, der am Donnerstag geborene Prinz

Um 10Uhr ging es dann aber auch endlich los. “Lawrence Nana Yaw Oduro-Sarpong”, so stellte sich der aus Ghana stammende Referent uns vor. Übersetzt bedeutet das: “Lawrence, der am Donnerstag geborene Prinz“.

Zu Beginn des Workshops versuchte Lawrence uns seine Kultur näherzubringen, indem er uns fragte, an welchem Tag wir geboren worden seien und das wie vielte Kind unserer Mutter wir seien. Daraus ergab sich für jede/n einzelne/n von uns ein traditioneller Doppelname. Meiner lautet: kwasi mensah (der am Sonntag geborene Dritte). Weiterhin unterhielten wir uns darüber, wie Blutsverwandtschaft in seiner Kultur definiert wird.

Demnach sind nur diejenigen Familienmitglieder miteinander blutsverwandt, die das genetische Erbe von einem weiblichen Familienmitglied übertragen bekommen haben, da man sich nur in diesem Fall zu 100% sicher sei, dass die Mutter auch wirklich zum Kind gehöre. Dies sei bei Vätern nicht zu 100% sichergestellt, was natürlich bedingt sei, schließlich verfüge die Frau über eine physische Bindung zum Kind und sei damit unbestreitbare Vererberin des Genmaterials, diese physische Verbindung entfalle beim Mann, was einen Unsicherheitsfaktor entstehen lasse. Dazu zeichnete Lawrence ein aufschlussreiches Schema an die Tafel, welches den Sachverhalt und die Argumentationsgrundlage darstellen sollte.

Der zweite Teil des Workshops drehte sich eher um Fragen und Themen, die die Schüler*innen gerne mal behandeln wollten. Drei Schwerpunktthemen waren: Rassismus, verleugnete Geschichte und Religion, immer in Hinblick auf Widersprüche, verdrehte Tatsachen, und falsche Herangehensweisen.

Rassismus: Hier beschäftigten wir uns kritisch mit dem Titel unserer Schule: Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Dieser Titel werde meist zu breit interpretiert, auch von Initiatorenseite aus, in dem Sinne,  dass dem Rassismus auch sexuelle Diskriminierung zugeschrieben werde. Wo wir bei einem Vergleich von Äpfeln und Birnen seien.

Verleugnete Geschichte: Hierbei wurden geschichtliche Wissenslücken aufgedeckt, die zum Verständnis der rassistischen Ideologie, unabdingbar sind. Einerseits die, im schulischen Kontext praktisch noch nie erwähnten, “Menschen-Zoos”, die zwischen 1875 und 1930 in Europa und den USA weit verbreitet waren. In diesen wurden Menschen aus nicht-europäischen Völkern, vorzugsweise afrikanische und amerikanische Völker, als Attraktionen wie Tiere zur Schau gestellt. Aus dieser Praxis entwickelte sich auf europäischer Seite ein Gefühl von Souveränität und von uneingeschränkter Vollmacht, über Leben und Schicksal der nicht-europäischen Völker zu entscheiden.

“Menschenschau” in einem deutschen Zoo Anfang des 20. Jahrhunderts
Quelle:https://www.google.de/search?hl=de&site=imghp&tbm=isch&source=hp&biw=1280&bih=923&q=menschenzoos&oq=menschenzoos&gs_l=img.3..0l2j0i24k1l3.1071.3573.0.3783.12.12.0.0.0.0.115.864.11j1.12.0….0…1.1.64.img..0.12.860…0i10k1j0i5i30k1.-xmgsVDEazU#imgrc=TSQEu8Bk6rViTM:

Und? Hattet ihr das schon mal im Geschichtsunterricht? Ich nicht!

Religion: Hier ging es zum Ende des Workshops hauptsächlich um die von der römisch-katholischen Kirche betriebene Tatsachenverdrehung. So könne es überhaupt nicht sein, dass Jesus von Nazareth ein mitteleuropäisches Aussehen hatte, mit heller Haut und hellen, glatten Haaren. Dies könne man sich, wenn man ein wenig drüber nachdenkt, auch selbst erschließen:

  1. – Die Lebens- und Wirkungsstätte Jesu umfasste die Region um den heutigen Nationalstaat Israel.
  2. -Nach seiner Geburt musste Jesus mit seinen Eltern nach Ägypten fliehen, da der damalige König Herodes aus Angst vor dem Messias angeordnet hatte, alle neugeborenen Jungen zu töten.

Allein diese Tatsachen sprechen für ein nicht-europäisches Aussehen von Jesus, ohne nun tiefer in die Erörterung hineinführen zu wollen.

Zum Schluss des Workshops erzählten fasst alle von den Teilnehmer*innen, dass sie etwas mitgenommen hätten, und dass sie sich wünschten, zu einem anderen Zeitpunkt die Debatte um Rassismus heutzutage und Religion und die auftretenden Widersprüche dabei, fortzuführen.

geschrieben von: Elias

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