Hanau: Courage zeigen heißt nicht nur, Projekte zu organisieren

Am Mittwoch, dem 19. Februar 2020 ermordete in Hanau ein Mann 10 Menschen. Er schoss in einem Kiosk und einer Shishabar um sich und zuletzt auf seine Mutter und sich selbst.

Dieser eindeutig rassistisch motivierte Anschlag steht in Deutschland nicht alleine. Im Oktober letzten Jahres wollte ein Mann in Halle in eine voll besetzte Synagoge eindringen und die dort versammelten Menschen erschießen. Er wurde nur von einer schweren Holztür aufgehalten und erschoss statt dessen willkürlich zwei Passanten.

Im Juni letzten Jahres wurde Walter Lübke auf seinem eigenen Balkon erschossen. Der CDU Politiker hatte die Flüchtlingspolitik der CDU verteidigt. 2016 wurden 995 rechte Gewalttaten gegenüber Geflüchteten und Flüchtlingsunterkünften registriert.

Die genannten Vorfälle sind nur Beispiele aus der letzten Zeit. In einer Statistik über Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland in den letzten 30 Jahren heißt es:

„Wo von der Bundesregierung lediglich 94 Tötungsdelikte als rechts motiviert gewertet werden, ergeben Recherchen der Amadeu Antonio Stiftung eine weitaus höhere Zahl: Mindestens 198 Todesopfer rechter Gewalt seit dem Wendejahr 1990 sowie 12 weitere Verdachtsfälle“.

Eigentlich wollte ich einen Text über die politischen Ereignisse in Erfurt schreiben. Dort hat das Parlament nicht den linken Ministerpräsident Bodo Ramelow gewählt, dessen Partei mit 31 % die meisten Stimmen gehabt hätte. Stattdessen wählten CDU und FDP mit der AfD den Kandidaten der FDP, die bloß 5% hatte.

Aber warum ist es so schlimm, einen Regierungschef zu haben, der nur mithilfe der AfD gewählt werden konnte?  Sie waren ja alle demokratisch gewählt, oder?  Aber das bedeutete, mit der AFD zusammenzuarbeiten. Und die AfD vertritt zutiefst undemokratische Werte.

Sie ist frauenfeindlich.
Sie ist rassistisch.
Sie verhamlost die deutsche NS-Vergangenheit.
Sie ist behindetenfeindlich.
Sie ist islamfeindlich.
Sie ist homophob.

Sie leugnet das Recht der künftigen Generationen auf eine funktionsfähige Ökosphäre (also den von Menschen gemachten Klimawandel). Sie behauptet, sie wäre eine Partei der einfachen Leute, also der Arbeiter. Aber das stimmt nicht.

Nicht jeder, der die AfD wählt ist ein Nazi. Aber die AfD ist eine zum Teil faschistische Partei. In der AfD können Faschisten, wie zum Beispiel B. Höcke, ihren Hass und ihre Hetze an ein breites Publikum tragen. Die AfD bildet die Verbindung zwischen rechtsradikalen Nazis und rechtskonservativen Kräften im Bundestag.

Der Anschlag in Hanau wurde vielleicht von einem Einzeltäter begangen. Doch von einem Mann mit einem zutiefst rassistischen Weltbild. So etwas entsteht nicht aus dem Nichts und wird von einem gesellschaftlichen Klima angefeuert. Einem Klima, in dem menschenverachtende Theorien, Hass und Hetze immer salonfähiger werden.

Die AfD spricht von „Umvolkung“ und von „einem großen Bevölkerungsaustausch“, oder noch vulgärer von „Fickificki-“ und „Messermigranten“.

So konstruieren sie aus immigrierten und geflüchteten Menschen eine Bedrohung, die von solchen Tätern wie dem in Hanau als Legitimation (also Rechtfertigung) für ihre Morde und Anschläge genommen werden. Unsere Schule ist auch einen kleine Gesellschaft, auf deren Umgang und Klima wir aufpassen
können.

Ich jedenfalls habe keine Lust, in einem Land zu leben, in dem meine Freunde mit Diskriminierung, Anfeindungen und Gewalt leben müssen. In einem Land, in dem Menschen Angst um ihr Leben haben müssen, weil sie aus irgendwelchen Gründen nicht in faschistische Vorstellungen passen.

Wir alle können Courage zeigen. Courage zeigen heißt nicht nur, Projekte zu organisieren, sondern auch den Mund aufzumachen, wenn andere Mist reden. Denn Mist bleibt Mist, auch wenn es nur ein blöder Witz sein sollte.

Etwas Gutes können wir aber von allen Faschisten und Alternativen für Deutschland lernen: Wir können uns zusammentun, solidarisch sein, Spaß haben, uns nicht verarschen lassen und herausfinden, wie wir tolerant zusammen leben wollen.

Die Rapperin Sookee singt: „Ganz egal wer du bist, mach ein bisschen Kunst und bleibe Antifaschist!“

Text: Luise (Schulsprecherin) im Namen der GSV

geschrieben von: qurt. junior

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