Zweite Generation (1975-1981)
1.1 Beginn zweite Generation
Nach den Verhaftungen bildeten sich 1973 mehrere regionale Gruppen, welche die gleiche politische Orientierung besitzen wie die RAF.
Der große Unterschied zwischen der ersten und zweiten Generation ist der Umgang mit Zivilisten. Die Aktionen sind brutaler und rücksichtsloser, die Rücksicht auf Menschenleben spielt keine Rolle mehr. Die Programmatik selbst wird nicht weiterentwickelt, sondern die Inhaftierten Baader, Meinhof und Ensslin haben die politischen Diskussionen weiterhin angeführt. Das oberste Ziel dieser Generation ist die Befreiung der inhaftierten Genossen, wodurch sie gleichzeitig den Bezug zum Klassenkampf verlieren. Nach den Selbstmorden der Gefangenen wird auch kein weiteres Papier, ausgehend von der zweiten Generation, veröffentlicht, sie bedienten sich der Methode der „Bekennerschreiben“, in denen kurz der internationale Zusammenhang geschildert wird.
Die RAF tritt in dieser Phase mehr als Terrororganisation und weniger als Stadtguerilla auf. Die zweite Generation hat die Vereinbarung über die Anwendung von Gewalt gegenüber Unbeteiligten endgültig gebrochen. Zum Beispiel durch die Taten, welche sie im Herbst 1977 durchgeführt haben, wodurch diese Zeit als „Der Deutsche Herbst“ in die Geschichte eingeht. Eine der bedeutenden, aber gleichzeitig auch eine der tragischsten Aktionen ist die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer.
1.2 Aktion „Spindy“
Die Entführung von Hans-Martin Schleyer hat zum Ziel, 11 RAF-Gefangene freizupressen. Die intensive Vorbereitung beginn Mitte 1977. Die 20 beteiligten RAF-Mitglieder kundschaften die Lebensgewohnheiten von Schleyer und die Sicherheitsmaßnahmen aus, beschaffen sich verschiedene Fahrzeuge und Wohnungen sowie vier Schusswaffen und zwei Schnellfeuergewehre. Das Attentat wird in der „Mitternachtsdiskussion“ auf den 05.09.1977 nach vorne verschoben, weil die Inhaftierten drohen, sich umzubringen.
Die Aktion ist klar strukturiert. Die Brutalität zeigt sich darin, dass alle Begleitpersonen des Konvois, der gestoppt wird, erschossen werden. Schleyer wird in verschiedenen Wohnungen festgehalten. Zwischen dem 15. und 16. September wird Schleyer beispielsweise in ein Haus in die Niederlande gebracht, welches sie aber nach einem Vorfall bei einer Autovermietung fluchtartig verlassen müssen.
Ausschlaggebend für die Ermordung Schleyers ist das Scheitern der „Landshut-Entführung“. Am 13. Oktober wird diese Lufthansa-Maschine von palästinensischen Terroristen entführt. Damit soll der Druck auf die Bundesregierung erhöht werden, die Forderungen werden umfangreicher. Die Zusammenarbeit kam dadurch zustande, dass die RAF für die Sache der Palästinenser eintraten und damit gleichzeitig Gegnerschaft zu Israel waren. Dies war in vielen Teilen der Linken Szene ein
wichtiger Bestandteil. Dieser Plan scheitert, denn die Terroristen werden durch deutsche Spezialkräfte überwältigt und die Geiseln der Landshut befreit.
Wichtig zu sagen ist ebenfalss, dass Helmut Schmidt damaliger Bundeskanzler, festgelegt hatte, der Staat lasse sich nicht erpressen und deshalb die Befreiungsaktion in Mogadischou durchgeführt wurde. Dass Schleyer dadurch möglicherweise geopfert werden musste, war ihm klar und das wurde auch in aufgenommen.
Durch diesen herben Rückschlag der RAF beschließen die Gefangenen Baader, Ensslin, Möller und Raspe Selbstmord zu begehen. Sie versuchen diese Tat als Mord, ausgehend vom Staat, zu instrumentalisieren.
Nach diesen Ereignissen stellen die Entführer von Schleyer fest, dass das Vorhaben gescheitert ist. Am 18.10.77 wird Hanns-Martin Schleyer hinter der belgisch französischen Grenze mit drei Schüssen in den Hinterkopf erschossen. Ein Tag später um 16:21Uhr wird mit den Worten „Hier RAF!“ der Mord an Schleyer gestanden und am späten Nachmittag wird die Leiche in einem Audi entdeckt.
1.3 Ende der zweiten Generation
Nach dem Scheitern der Befreiungsversuche beginnt eine Phase, die durch viel Unruhe gekennzeichnet ist. Es kommen einige neue Mitglieder hinzu, einzelne terroristischen Aktivitäten werden durchgeführt, es kommt aber auch zu immer mehr Festnahmen und Toten auf der Seite der RAF.